Probleme beim Einstieg / Ausstieg in den Nahverkehrszügen

Probleme beim Einstieg / Ausstieg in den Nahverkehrszügen

Ich glaube meine These gilt auch für den Fernverkehr, aber hier ist es nicht so tragisch.

In den Nahverkehrszügen wird besonders jetzt und auch schon in Coronazeiten darauf hingewiesen, nicht nur in der Mitte einzusteigen und sich dann im Zug sich zu verteilen. Das ist eigentlich auch ganz logisch, denn die meisten Bahnhöfe verfügen nur in der Mitte des Bahnsteiges die Treppen und Aufzüge. Da ist es nur logisch, wenn sich die Leute in der Mitte knubbeln.

Aber es gibt noch andere Probleme, die den Lokführern wohl nicht so bekannt sind.

Beispiel: Köln Messe/Deutz.

Der Aufgang zu der U-Bahn/Straßenbahn zu den Gleisen befindet sich auf der Ostseite – dann muss man noch einen langen Tunnel hinunter zur Verteilerebene und dann hinter zu den U-Bahnen/Straßenbahnen.

Ich bin zwei Monate nach Köln gependelt und weil ich Köln-Kalk gearbeitet hatte, bin ich auch mit dem Zug bis Köln Messe/Deutz gefahren und dann sind alle Fahrgäste – ich inklusive bis in den hintersten Waggon gegangen, bis an die hinterste Tür. Der Grund ist, dass Lokführer die Züge bis zum Signal vorziehen. Also der Lokführerstand befindet sich ganz nahe am Signal, zieht den gesamten Zug bis nach vorne und selbst im hintersten Waggon muss man immer noch 2 Minuten laufen. Es hört sich nicht viel an, aber 2 Minuten können entscheidend sein, wenn man noch weiter möchte, mit einer Linie, die nur alle 30 Minuten fährt, morgens um 7 Uhr im Berufsverkehr.

Wenn ich an der Westseite in Köln Messe/Deutz aussteige, habe ich verloren, was einen konkreten Anschluss an die U-Bahn/Straßenbahn und vielleicht Bus.

Anderes Beispiel: Duisburg-Buchholz.

Auf der Nordseite des Haltepunktes der S1 (Dortmund-Solingen) befindet sich der einzige Ausgang. Auf der S1 fahren die Baureihen BR422. Ein Triebwagen ist 69 Meter lang und auf der S1 wird sehr viel in Doppeltraktionen gefahren, also zwei Triebwagen. Der Fahrgast im vordersten Triebwagen ganz vorne muss dann 140 Meter am Bahnsteig entlang gehen und davon wenn es einen Regenschauer gibt, auch noch durch den Regen durch. Der Haltepunkt ist nur rudimentär mit einem Dach ausgerüstet. Also die Bahnkenner steigen im letzten Triebwagen ein und steigen in Duisburg-Buchholz auch in der letzten oder vorletzten Tür aus. Keiner hat ein Interesse 140 Meter Bahnsteig noch zu laufen.

Beim Einstieg ist es ähnlich. Nur wenn man sehr früh am Bahnsteig angekommen ist, verteilt man sich nach ganz vorne.

Aber anderes Beispiel, warum man in der Mitte ein- und aussteigt.

Bei meiner Pfingstfahrt nach Koblenz hatte der RE5 über 25 Minuten Verspätung. 3 Minuten zum Umsteigen. Ich bin mit anderen den Bahnsteig herunter gelaufen und dann gab es nur eine Rolltreppe (keine Treppenstufen), die nach unten führten. Dann rennt man um sein Leben praktisch und wenn man endlich auf dem Bahnsteig angekommen ist, stürmt man zur nächsten Tür und die befindet sich halt in der Mitte des Bahnsteiges und des Zuges.

Also was lernt man aus einer solchen Geschichte wieder? Am besten man steigt in der Mitte ein, hat dort seinen Platz, damit man im Falle einer Verspätung nicht erst den gesamten Bahnsteig herunter rennen muss.

Und was macht das Zugpersonal? Das fordert auf, den gesamten Bahnsteig zu benutzen und ist total genervt.

Ich habe sowieso oftmals den Eindruck, aber schon seit Jahren, vielen Lokführern oder Straßenbahnfahrern oder Busfahrern, die sind sich der Thematik Umstieg nicht bewusst. Ich habe immer im Verdacht, die sehen nur ihren Arbeitstag, die dann auch mal langsamer fahren, besonders am Morgen. Viele Fahrer zögern das ganze irgendwie hinaus. Der Fahrgast darf sich dann die Lunge aus dem Leib rennen, damit er den Anschluss noch erreicht. Würden die Fahrer den Fahrplan einhalten, hätte man von den geplanten 10 Minuten Umsteigezeit auch noch etwas.

Wie gestern auch.

Die Linie 107 hatte um 7.14 Uhr ganze 4 Minuten Verspätung und kam 7.26 Uhr am Essener HBF an. Wenn man mit dem RE6 um 7.30 Uhr gefahren hätte, hätte man womöglich Pech gehabt.

In Essen muss man bei der Straßenbahn erst von ganz unten aus dem U-Bahn auf die U-Bahnverteilerebene, dann die Treppen hinauf zum Gebäude der Bahn und dann auf die Verteilerebene des Bahnhofs und wenn man Pech hat, muss man auf Gleis 1, was bedeutet, dass man noch den gesamten Bahnhof durchrennen (man ist ja auch nicht alleine auf der Welt, denn es kommen Leute von der anderen Seite entgegen oder Leute bleiben stehen oder sie kommen vom Bäcker auf dieser Verteilerebene und wollen zu ihren Gleisen), um dann auf die Bahnsteige zu kommen und dann steigt man in der Mitte des Zuges ein und nicht rennt nicht mehr an das Ende, womit wir wieder beim Problem des Einstieges wären.

Und dann bekommt man vom Lokführer noch eins auf den Deckel, weil man in der Mitte des Zuges eingestiegen ist. Der Straßenbahnfahrer macht schon längst seine Pause im Tunnel (die reguläre Linie 107 endet am Essener HBF in einer Wendeschleife im Tunnel) und hat nicht im Blick, dass der Fahrgast total verschwitzt am Bahnsteig angekommen ist.

Wenn die 107 pünktlich um 7.14 Uhr gekommen hätte, hätte man vier Minuten mehr und bessere Chancen und kommt an Sommertagen auch nicht verschwitzt am Bahnsteig an.

Ja, natürlich kann man auf die baulichen Mängel bzw. Planungen der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts über die Lage des U-Bahnhofes schimpfen und sich über die damaligen Planer auslassen, dass sie falsch geplant haben, aber das nützt einem nichts. Bei den Bussen am Essener HBF besteht im übrigen ein guter Übergang. Wir haben hier keinen Busbahnhof, wie so manche ZOB’s aussehen, sondern es sind Haltestelle an einer Straße. Leider können die Fahrgäste, die auf Gleis 1/2 wollen von einer Seite nicht direkt auf den Bahnsteig. Dort wurden keine Auf-/Abgänge gebaut.

Das Problem mit den Anschlüssen zwischen ÖPNV in der Stadt und dem Zugverkehr besteht eigentlich leider überall und daher ist es nur logisch, dass die eher unerfahrenden Leute sich am Bahnsteig in der Mitte befinden und dort einsteigen.

Es ist leider besonders in Deutschland so, dass wohl vieles erst nachträglich gebaut worden ist und oftmals wird verschlimmbessert als wirklich gebessert.

In Bochum hat man einen wunderschönen ZOB gebaut. Hier hat auch die gleichen Probleme. Kommt der Bus am hintersten Bussteig an, man hat einen engen Anschluss, muss man auch durch das gesamte Gebäude rennen. In Bochum gibt es aber keine Verteilerebene an den Bahnsteigen wie in Essen. Auch Dortmund hat eine solche Ebene nicht.

Bei der Straßenbahn gab es mal einen Fall in Mülheim. Ein Angestellter wollte in Mülheim immer die früheste Bahn nehmen für die Fahrt zur Arbeit und diese Bahn hatte immer Verspätung, also morgens um 4 / 5 Uhr. Der Angestellte hatte sich bei den Verkehrsbetrieben beschwert. Die hatten ihm geschrieben, dass er sich nicht auf die frühe Bahn verlassen könne (so sinngemäß, das wäre ganz normal, dass diese Bahn nicht pünktlich fahren könne), dass er soll ein Taxi nehmen oder zu Fuß gehen, damit er pünktlich zur Arbeit kommen kann. Er ist dann morgens von Mülheim-Dümpten zum Oberhausener HBF gelaufen, was so einige Kilometer sind.

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